Beiträge

Fromme junge Leute, vor allem in den USA, tragen es als Abkürzung auf Armbändern oder auf der Brust: „WWJD? What would Jesus do, was würde Jesus tun?“
Wer das für die Friedensethik überlegt, kommt auf „Frieden schaffen ohne Waffen!“ oder den absoluten Gewaltverzicht. Und fordert damit im Hier und Jetzt, was nach der Bibel dem Kommen Gottes vorbehalten ist: wunderbarer, erlösender, die Vernunft verblüffender Friede.

Wir leben im Unfrieden, mit Bildern und Nachrichten aus einem mit größter Grausamkeit geführten Angriffskrieg und entsetzlichen Kriegsverbrechen gar nicht weit von uns. An unseren Orten oder sogar in unseren Häusern leben wir mit Menschen zusammen, die diesem Schrecken nur knapp entkommen sind, denen ihr ganzes bisheriges Leben gewaltsam genommen wurde und die in großer Angst sind und Sorge um Menschen, die noch dort sind.

Und dann kein Selbstverteidigungsrecht? Keine Unterstützung für ein gegen alles Recht angegriffenes und sich verzweifelt wehrendes Volk mit dem, was sie jetzt einfach brauchen? Friedensethische Prinzipienreiterei hilft da keinem weiter und steht der Sachlichkeit, der Hilfe, der Vernunft und sogar der Liebe im Weg.

Und sie vergisst, dass ich nicht Jesus bin! Zwischen Schöpfer und Geschöpf ist und bleibt ein großer Unterschied. Der Glaube, auch der an Jesus Christus, darf niemals die warme Jacke werden, die ich mir anziehe – und die, die draußen sind und bitterlich frieren, gehen mich danach nichts mehr an. Ohne die Wiederherstellung eines Mindestmaßes an Gerechtigkeit wird das noch nicht mal mit dem irdischen Menschenfrieden was werden. Und Gerechtigkeit wird im Krieg nicht ohne Gegengewalt und Widerstand.
Was würde Jesus tun? Dass ich bei alledem jemals einfach wie Jesus handeln werde, bleibt ein frommer Traum und ein großer Irrtum.

Darum gehört zum Glauben für Herz und Hand das Gebet: die Klage vor Gott, die unablässige Fürbitte für die Leidenden und vielleicht sogar der mit-leidende Hilfeschrei, dass Gott selbst den Tyrannen und Gewalttätern ein Ende machen möge. Wenigstens ihrer Tyrannei und ihrer Gewalt.

Und ich hätte auch einen Vorschlag für eine andere Abkürzung:
„WWJ S ? What would Jesus SAY, was würde Jesus SAGEN?“ Oder noch besser: Was HAT Jesus gesagt? Jesus ruft Menschen in seine Nachfolge. Aber sie werden dabei nicht seine Nachfolgerinnen und Nachfolger, die das weiter machen, was er getan hat. Sie werden nicht von ferne dasselbe, was er ist (außer, ganz geschenkweise, geliebte Kinder Gottes). Sondern sie bleiben Hörerinnen und Schüler ihres „obersten Propheten und Lehrers“ Jesus Christus, „der uns Gottes verborgenen Rat und Willen von unserer Erlösung vollkommen offenbart hat“ (Heid. Kat. Fr. 31).
Wirklich nicht zum selber Schaffen!

Und er gibt ihnen was zum Glauben, Hoffen und Lieben für ihr Herz und was zum Beten und Tun für gefaltete und anpackende Hände. Auch in diesem nun auch in unserer Weltgegend noch einmal so sehr und schrecklich anders gewordenen Jahr. Mit leidenden, verletzten, beraubten, verzweifelten, einfach „unter die Räuber gefallenen“ Menschen als Brüder und Schwestern.

Mit den anderen Mitarbeitenden der Gemeinde grüßt herzlich Ihr/Euer

Pfarrer Stefan Maser

Und wenn an meinem Orte/ sich Furcht und Schrecken find’t,/
so seufzt und spricht er Worte,/ die unaussprechlich sind/
mir zwar und meinem Munde,/ Gott aber wohl bewusst,/
der an des Herzens Grunde/ ersiehet seine Lust.
Mein Herze geht in Sprüngen/ und kann nicht traurig sein,/
ist voller Freud und Singen./ sieht lauter Sonnenschein./
Die Sonne, die mir lachet,/ ist mein Herr Jesus Christ;/
das, was mich singen machet,/ ist, was im Himmel ist.

Paul Gerhardt – eg 351