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Sarah, die Frau Abrahams, lacht. Einmal ungläubig, als sie hört, dass sie noch ein Kind bekommen soll. In ihrem Alter! Dann als das Kind da ist. „Und doch! Gott hat mir ein Lachen zugerichtet!“ (1. Mose 18 und 21). Einige unter uns sind 90 und älter.
Einige junge Frauen freuen sich auf ein Kind oder haben schon eins auf dem Arm. 90 und schwanger ist niemand.
Aber Lachen brauchen wir auch. Denn Lachen ist Freiheit. Wie Singen oder Musizieren. Reiten ohne Sattel, Motorradfahren (Entschuldigung, Greta!) oder Fliegen am Kettenkarussell. Wie der Glaube überhaupt. Weil der es mit Gott zu tun hat, der immer „noch manchen Trumpf in seinem Skatblatt hält“ (Gottfried Benn). Finden, zeigen und leben wir die Gründe zum Lachen, auch in unserer Gemeinde? Mit fröhlichen Menschen, die zu Gott gehören, befreiendem Glauben, bedeckten Sünden (Psalm 32, 1) und festem Vertrauen auf Gottes Gnade? Und lachen auch selbst wirklich herzlich mit? Das ist eine tägliche Aufgabe. Aber eine, die sich echt und ehrlich lohnt.
Das Gebet aus der Church of Scotland, formuliert offenbar aus der Sicht einer jüngeren Frau, ist schon ein Ding. Vor allem mit der Pointe am Schluss: 90 und schwanger! Ob es eine Chance hätte, in eine „Agende“ unserer Kirche zu kommen, eins von den großen Büchern, aus denen der Pastor im Gottesdienst liest? Ich werde es vorschlagen für die Neubearbeitung der „Reformierten Liturgie“, die gerade im Gange ist. Die Leitung der Neuausgabe hat übrigens eine kaum dreißigjährige Frau aus Halle. Dann hat das Sarah-Lachen ja vielleicht eine Chance.
Die wenigen Male, dass in der Kunst Jesus herzlich lachend dargestellt wurde, gab es erstmal einen Skandal. Warum eigentlich? „Ich halte Jesus für den glücklichsten Menschen, der je gelebt hat. Himmel und Erde waren sein, aber er ‚besaß es nicht mit Eigentum‘“. Hat eine Theologin gesagt, die auch einige kleine Skandale ausgelöst hat. Aber Paulus (oder die Gemeinde, von der er das Lied abgeschrieben hat) ja auch schon: „Er behielt es nicht als seine Räuberbeute!“ (Phil 2, 6) Und Johannes: „Er kam in sein Eigentum. … Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er.“ (Joh 1, 11+12) Soll er dabei nicht fröhlich gewesen sein und gelacht haben?
Wir brauchen Lachen. Wir haben die besten Gründe dazu.
Lachen Sie mit, auch in diesem noch immer ziemlich besonderen und nicht unbelasteten Frühjahr und Sommer 2021?
Mit den übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde grüßt
Ihr und euer

Pfarrer Stefan Maser

Ich habe genug
Von freudlosen Heiligen
und säuerlicher Religion.
Ich habe genug
von Sündenschnüffelei
und Zweifel an der Gnade
Ich brauche eine Portion Lachen, Herr,
die Sorte, die du Sarah eingepflanzt hast.
Aber, bitte, lass mich nicht warten,
bis ich neunzig und dann schwanger werde.

(Church of Scotland, Northumbria Community, Celtic Prayer Book Bd. 2)