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So viele Taufen waren im letzten halben Jahr in unseren Kirchen! Jede Taufe ist ein Fest mit einem, bei uns meist wunderbar jungen und neuen, Menschen im Mittelpunkt. Es geht um seinen Namen, sein unverwechselbares einmaliges Gesicht. Und wir merken und feiern Liebe und Staunen und Dankbarkeit, den Zusammenhalt in einer Familie und einem Freundes- und Freundinnenkreis, ohne den niemand von uns leben könnte. Schon gar kein kleiner Mensch.
Und trotzdem ist die Taufe mehr als nur ein Dank- und Wünsche- und Segensfest. Sie ist das Zeichen, das ein Menschenleben am deulichsten mit Jesus verbindet – und Jesus mit diesem Leben.

Getauft wird mit Wasser. Wasser bedeutet Leben. Ohne Wasser lebt nichts und niemand. Aber Wasser bedeutet auch Gefahr und Tod. Viel Wasser kann zerstörerisch sein. Und wer ins Wasser fällt, nicht schwimmen kann und nicht schnell genug herausgezogen wird, der kann darin sterben. So ist das Wasser ein Zeichen für den Weg, den Jesus für uns Menschen gegangen ist, durch ein wunderbares Leben in einen grausamen Tod – und durch die Treue Gottes in ein neues Leben, das niemand zerstören kann. Und was er hat, das teilt er mit uns, da ist er selbst ganz für uns mit da. „You’ll never walk alone. – Du wirst niemals alleine gehen.“

Als Matthäus die Geschichte Jesu erzählte, musste er natürlich überlegen, was denn seine letzten Worte an seine Jüngerinnen und Jünger auf der Erde waren. Die wären dann ja wohl besonders wichtig. Er fand dies: „Die Taufe auf den Namen Gottes soll unser und euer Zeichen sein.“ A u f den Namen Gottes. Nicht, weil die Getauften jetzt alle „Gott“ heißen. Taufe ist keine Namensgebung wie bei einem Schiff oder beim Taufespielen der Kinder mit Puppe und Teddybär. Sondern ein fröhlicher Übergang in Gottes Lebensbereich der Freiheit, des Trostes und der Hoffnung. Sein Name ist dabei „Unterschrift“ und Versprechen, auf das man sich verlassen kann. (Erst später wurde das Taufen „im Namen Gottes“ üblich, um Auftrag und die Vollmacht zum Taufen zu betonen.) Denn getaufte Menschen leben unter Jesu allerletztem Wort: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Und meistens dazu unter einem weiteren eigenen Taufspruch aus der Bibel, der liebevoll für sie ausgesucht wurde.

Wie Taufen geht, brauchte Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern nicht zu erklären. Sie wussten es von Johannes dem Täufer, dem Propheten, mit dem er, Jesus, verwandt war. Und bald war es in jeder Gemeinde regelmäßig zu sehen.
Zuerst, auch bei Johannes, wurde mit Untertauchen und Herausholen getauft. „Dein altes Leben ist vorbei. Ein neues Leben mit Gott fängt an.“ Als dann auch kleine Kinder am Anfang ihres Lebens getauft wurden oder wenn genug Wasser zum Untertauchen fehlte, auch mit Begießen, wie wir es kennen: „Was Jesus verspricht und schenkt, gilt auch für dich!“

„Soll man denn auch die kleinen Kinder taufen?“ Die Antwort des wunderbaren und immer bedenkenswerten Heidelberger Katechismus von 1563 auf diese immerhin schon 74. Frage der Gemeinde heißt: „Ja; denn sie gehören ebenso wie die Erwachsenen in den Bund Gottes und seine Gemeinde!“ Immer mal wieder ein paar Größere oder Große zur Taufe begrüßen können, die selbst sagen, dass sie getauft sein wollen und was sie da finden und beginnen, ist natürlich auch viel wert.
So oder so: Der Glaube der Getauften braucht Helferinnen und Helfer, Begleiter/innen und Helfer/innen zum Vertrauen und zum Verstehen, für Liebe und Mut. Das nennen wir bei den jüngeren Getauften die PatInnenaufgabe. Wie oft im Leben wird das Wichtigste hier ohne Worte getan, einfach mit Leben und Dasein und Tun. Aber manchmal müssen für die Klarheit doch Worte dazu – aus einer guten Kinderbibel oder mit einem Gebet oder Lied. Um deutlich zu machen, wem wir danken, auf wen wir hoffen, wem wir vertrauen – die Großen wie die Kleinen.

Jede Taufe ist ein Fest für alle!
Taufen gehören auf den Sonntag, den Jesus- und Auferstehungstag.
In den Gottesdienst der Gemeinde, die den Auftrag Jesu gehört hat.
Und diesen kleinen Menschen und seine Familie begrüßt und aufnimmt und sich mit ihnen freut.
So wollen wir’s jetzt, nach den „Extra-Taufen“ der Coronazeit, auch wieder machen. Sonntag ist Taufe – Taufe ist am Sonntag!

Pfarrer Stefan Maser